Vortrag Sterbefasten 2024 – Nachlese

Sterbefasten – ein besonderes Thema

Veranstaltung der Kolpingsfamilie Zwiefalten und der Hospizgruppe mit Dr. Barbara Dürr

Über 40 Gäste waren am Montagabend ins Haus Adolph Kolping gekommen, wo Barbara Dürr über das Thema „Sterbefasten“ sprach. Frau Dürr ist seit vielen Jahren Vorsitzende des Förderkreises Hospiz Veronika in Eningen u. A..

Nach der Begrüßung durch den 1. Vorsitzenden Dirk Häringer, stellte stellte Frau Irmi Illing kurz die Arbeit der Hospizgruppe auf der Zwiefalter Alb vor, bevor dann Frau Dürr im Anschluss die Bedeutung und Nutzen der sog. „SOS-Notfall-Dose“ vorstellte. In dieser werden wichtige Dokumente wie z. B. die Patientenverfügung, Medikation oder aktuelle Diagnosen und Erreichbarkeiten von Angehörigen aufbewahrt. Wer solch eine Dose, welche übrigens kostenlos zur Verfügung gestellt wurden, zu Hause hat, stellt diese in den Kühlschrank! Durch einen grünen Aufkleber an der Haustür weist man die Rettungskräfte im Notfall auf die Dose mit den wichtigen Informationen hin.

In Anbetracht des diffizilen Themas leitete Frau Dürr zunächst auf das Thema der passiven Sterbehilfe über, was in Deutschland erlaubt sei. Im konkreten Fall bedeutet dies, dass die Behandlung mit lebensverlängernden Maßnahmen und Medikamenten abgebrochen wird, wenn dies in einer entsprechenden Patientenverfügung festgelegt sei. Für die Angehörigen bedeutet dies oftmals eine hohe Belastung, so dass es beispielhaft auch schon vorgekommen ist, dass z. B. ein Sohn aus Amerika, der sich bisher kaum um den Angehörigen gekümmert hat, plötzlich auftaucht und der Verfügung widerspricht, so Frau Dürr.

Die Situation bei einem Sterbenskranken sei für das Umfeld nicht selten hochemotional aufgeladen und führe zu Gefühlen von Hilflosigkeit oder Aggression. Deshalb ist es wichtig, in einer Familie offen darüber zu reden, betonte sie.

Sicher ist dies kein leichtes Thema, für Angehörige ist es aber oft sehr erleichternd und entlastend. Damit wüssten alle Beteiligten Bescheid, was sich jeder für sein Ende vorstelle.

Sterbefasten, also die Verweigerung von Essen und Trinken, erscheine für viele als eine leichte und einfache Methode, aus dem Leben zu scheiden. Doch diese Vorstellung sei abwegig, denn bei manchen Patienten ziehe sich der Vorgang über Wochen hin. Alles andere als angenehm sei auch, letztlich an schmerzhaftem Nierenversagen oder einer Lungenentzündung zu sterben. Damit einher gehe eine starke Mundtrockenheit, die eine sehr sorgfältige Mundpflege alle zwei Stunden erfordere. Mancher entscheide sich daher nach wenigen Tagen, das Vorhaben wieder aufzugeben. Für die Angehörigen sei es oft schwer zu erkennen, warum jemand nichts mehr esse oder trinke. Es kann an einer kognitiven Einschränkung durch Demenz, Schlaganfall oder geistige Behinderung liegen. Appetitlosigkeit tritt aber auch in der Sterbephase auf.

Im Verlauf des Vortrages wies Frau Dürr auf eine sehr gute palliative Behandlung im Hospiz hin und nannte am Rande, dass die aktive Sterbehilfe z. B. in Holland erlaubt, sei, sie in Deutschland jedoch strafbar ist.  

Immer mehr an Bedeutung finden z. B. auch die „Letzte Hilfe Kurse“, die u. a. auch durch den Förderkreis Hospiz Veronika angeboten werden. In diesen Kursen geht es um eine gute Begleitung in den letzten Wochen und Monaten eines Lebens in verschiedenen Dimensionen und um eine gute Lebensqualität bis zum Tod eines Menschen.

Hintergrund solcher Kurse ist der demographische Wandel, der Wunsch zuhause zu sterben, die Notwendigkeit anderen beim Sterben beizustehen und die Bildung einer sorgenden Gemeinschaft für alle – auch für die Sterbenden. Wie Erste Hilfe kann man auch die Letzte Hilfe, hier speziell für schwierige Situationen am Ende des Lebens, lernen. Solch ein Kurs möchte die Kolpingsfamilie Zwiefalten zusammen mit der Hospizgruppe im Frühjahr 2025 für Interessierte anbieten, so der 1. Vorsitzende.